Ein Unternehmen im Rheinland, mit dem ich seit vielen Jahren zusammenarbeite, gewinnt einen neuen Mitarbeiter mit hoher fachlicher Kompetenz zur Verstärkung seines technischen Teams. Der junge Mann aus Polen soll am Standort in Deutschland eigenständig Aufgaben übernehmen und den Vorgesetzten mittelfristig entlasten, indem er ihn bei internen und externen Besprechungen vertritt.
Da das Unternehmen Tochtergesellschaften in Polen unterhält, soll der neue Mitarbeiter auch helfen, die Kommunikation mit den polnischen Kollegen zu verbessern.
Die Schwierigkeit:
Nachdem der neue Mitarbeiter, Herr Szymanski*, einige Monate dabei ist, stellt sich bei Herrn Fitzner*, dem Vorgesetzten, eine gewisse Frustration ein, weil er Herrn Szymanski nicht – wie eigentlich erwartet – schon Aufgaben und Verantwortung übertragen kann.
Im Gegenteil: er stellt fest, dass Herr Szymanski in Teamsitzungen nur wenig versteht, den Diskussionen nicht folgen kann und sich weder durch (Nach-)fragen noch durch eigene Beiträge beteiligt. Alles in Allem kostet der neue Mitarbeiter eigentlich nur Zeit.
Herr Fitzner hatte erwartet, dass Herr Syzmanski zumindest insoweit proaktiv handelt, dass er in den Teamsitzungen Verständnisfragen stellt. Stattdessen hat er nun das Gefühl, dass er insgesamt nicht ausreichend Eigeninitiative zeigt, um sich schneller und besser in die Aufgabe und das vorhandene Team einzufinden. Als Abteilungsleiter hat er aber keine Zeit, ihm immer alles separat zu erklären.
*Namen geändert
Wie kann eine Lösung aussehen, die den neuen Mitarbeiter befähigt, seine Rolle selbständig und proaktiv auszufüllen?
Ein erster Ansatz: Sprachtraining
Herr Fitzner erkennt, dass Herr Szymanski deutlich bessere Deutschkenntnisse benötigt, um die von ihm erwarteten Aufgaben zu erfüllen. Gemeinsam mit Herr Fitzner organisiere ich ein Sprachtraining, das meine Kooperationspartnerin kurzfristig startet. Gute Deutschkenntnisse sind in diesem mittelständischen Unternehmen an den Standorten in Deutschland unerlässlich. – Die Sprachkenntnisse von Herrn Szymanski verbessern sich tatsächlich schrittweise, doch eine wesentliche Verbesserung der Gesamtsituation kann Herr Fitzner auch nach zwei weiteren Monaten nicht erkennen.
Sprachtraining allein reicht jedoch nicht aus
Der Grund: Spracherwerb ist lediglich ein Element unter vielen innerhalb des Integrationsprozesses ins Unternehmen.
Verschiedene Kulturen müssen sich verstehen lernen und einander annähern.
Ebenso wichtig wie die Sprache zu erlernen ist es, Mentalitätsunterschiede zu verstehen und sich unterschiedlicher Kommunikations- und Führungsstile in Polen und Deutschland bewusst zu werden.
Gemeinsam mit Herrn Fitzner organisiere ich deshalb einen interkulturellen Workshop für das gesamte Team, in dem es darum geht, die gegenseitigen Erwartungen und Werte, die sie leiten, zu erkennen und auszutauschen.
Im Verlauf des Workshops versteht Herr Szymanski nach und nach die Erwartungen, die mit seiner Rolle verknüpft sind. Umgekehrt erklärt sich den deutschen Teamkollegen und Herrn Fitzner, wieso der Herr Szymanski oft so zurückhaltend ist und die Aufgaben nicht wie erwartet übernimmt.
Am Ende des Workshops haben alle Teilnehmer für sich konkrete Schritte definiert, wie sie Herrn Szymanskis Integration beschleunigen und ihn in seiner Rolle unterstützen können. Dies führt bei allen zu einem sehr viel bewussteren und sensibleren Umgang miteinander.
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Deshalb: Interkulturelles Verständnis fördern und durch Coaching die Anwendung erleichtern.
Flankierend begleite ich Herrn Szymanski anschließend sechs Monate lang mit Coaching, damit er seine Erfahrung und sein Fachwissen in Besprechungen aktiver ins Team einbringt und Herrn Fitzner – wie geplant – nach und nach entlasten kann. Gleichzeitig gebe ich im Rahmen von Team-Meetings immer wieder Impulse in die Gruppe, die sie zu einem bewussten Umgang mit Sprache anregen, der ihrem polnischen Kollegen die gleichberechtigte Teilnahme ermöglicht. Konkret heißt das, sich in Sprechtempo, Wortwahl und Formulierungen auf ein nicht-muttersprachliches Teammitglied einzustellen.
Mit Coaching Fachkräfte entwickeln und sichern.
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In diesem konkreten Fall haben alle vom Coaching profitiert: das Team, der Vorgesetzte Herr Fitzner und der neue Kollege aus Polen, Herr Szymanski. Sie haben gemeinsam Integrations-Lösungen entwickelt und in den Arbeitsalltag übertragen. Im Ergebnis kann Herr Szymanski heute die Erwartungen seines Chefs und seiner Kollegen viel besser erfüllen und ist als gleichberechtigtes Mitglied im Team mit seinem Fachwissen anerkannt. Persönlich hat er im Laufe des Prozesses neues Selbstvertrauen gewonnen für seine Arbeitsstelle bei einem deutschen Unternehmen.
Der gelungene Integrationsprozess ist auch für das Unternehmen ein Gewinn: es sichert sich mit Herr Szymanski eine wichtige Fachkraft für die zukünftige Entwicklung des Unternehmens.